Der Individualisierungsgrad einer Gesellschaft zeigt sich besonders an folgendem Indiz: Wahrend mehr als die Halfte der Frauen in den Schwellenlandern zusatzlich verdientes Geld in den nachsten funf Jahren in die Bildung ihrer Kinder investieren mochten, sind es in den westlichen Landern gerade mal 16 Prozent. Hier wird in das eigene Wohlbefinden investiert: in Urlaub (58 Prozent), Lebensmittel (57 Prozent) oder die Tilgung von Schulden (55 Prozent). Urlaub spielt dagegen in den aufstrebenden Markten eine untergeordnete Rolle. Frauen sind weltweit klar die Bildungsgewinner.
Neue Rollen, neue Werte
die Art und Weise, wie Beziehungen gefuhrt werden, aus. Der Wandel der Familie und die Neujustierung von Geschlechterrollen fuhren Die Codierung von Intimitat und Romantik verschiebt sich zu Verschiebungen im Spannungsfeld von Liebe, Sex und Partnerschaft. Nicht nur die Rollenbilder, auch die Geschlechteridentitaten verschwimmen an den Randern. Die Codierung von Intimitat und Romantik verschiebt sich. Neue Arrangements fur Sexualitat und Partnerschaft drangen aus den Nischen in den Mainstream. Living apart together – laut einer aktuellen Allensbacher Analyse lebt jedes achte bis neunte Paar in Deutschland getrennt, vor allem junge Paare (43 Prozent der 16- bis 29-Jahrigen).
Geheiratet wird heutzutage immer spater, wenn uberhaupt: Lag im Jahr 1970 der Anteil verheirateter Frauen unter 30 Jahren noch bei 43 Prozent, sind es heute nur noch 11 Prozent. Selbst seit 1990 ist der Anteil um zwei Drittel gesunken. Denn Heirat ist schon lange keine Voraussetzung mehr, um Kinder zu bekommen. Kinder alleine zu erziehen gehort heute in Deutschland schon zur Normalitat: 1,6 Millionen Alleinerziehende gibt es, das entspricht einem Anteil an allen Familien von 19,4 Prozent (2010), Tendenz seit 15 Jahren steigend. 90 Prozent aller Alleinerziehenden sind Frauen. Zudem steigt auch die Anzahl der Frauen an, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden: Unter den Frauen, die 1970 geboren sind, haben mehr keine Kinder (26 Prozent) als ein Kind (23 Prozent).
Frauen in der Mannerwelt
Frauen rucken mit den gesteigerten Wahlmoglichkeiten auch in einstige Mannerdomanen vor – sei es bei der Berufswahl oder der Freizeitgestaltung. Junge Frauen, vor allem Akademikerinnen, erobern einst mannerdominierte Berufsfelder als Arztinnen, Rechtsanwaltinnen oder Wirtschaftswissenschaftlerinnen. Der Studiengang Humanmedizin wird von gut 61 Prozent Studentinnen besucht, vor 20 Jahren waren es noch knapp 45 Prozent. Auch der Anteil der Frauen, die danach als Arztinnen praktizieren, ist in diesem Zeitraum um circa zehn Prozent auf 43 Prozent angestiegen.
Nicht zuletzt durch die Fu?ball-WM 2006 in Deutschland verzeichnen wir ein verstarktes Interesse am einstigen Mannersport schlechthin auch bei Frauen. Seit Jahren steigen die Zahlen weiblicher Mitglieder beim Deutschen Fu?ball Bund. 1,08 Millionen Fu?ballerinnen zahlt dieser 2012, das ist ein Anstieg um knapp 30 Prozent seit dem Jahr 2000.
Veranderte Geschlechterrollen: der Neue Mann
Viele Frauen finden inzwischen ihre Selbstverwirklichung (auch) im Beruf. Fur die Manner bedeutet das, nicht nur zu akzeptieren, dass ihrer Partnerin der Beruf wichtiger als erwartet ist, sondern auch festzustellen, dass sie bei der Arbeit fur die Familie mehr anpacken mussen. Markus Theunert, ehemaliger Mannerbeauftragter des Kantons Zurich, bringt das Dilemma in einem Interview mit Brand eins auf den Punkt: „90 Der neue Vater ist das fehlende Stuck der Emanzipation Prozent der Manner au?ern einer reprasentativen Umfrage des Kantons St. Gallen zufolge den Wunsch, Teilzeit zu arbeiten, auch um mehr fur die Familie da zu sein. Aber nur 13,4 Prozent tun es. Es gibt also einen enormen Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit.“ Wie gro? die Diskrepanz in der Aufgabenteilung ist, zeigt die Tatsache, dass selbst Mutter, die Vollzeit arbeiten, zu 53 Prozent das meiste der Familienarbeit erledigen. Bei den Mannern hingegen sind es gerade einmal zwei Prozent.
Die Autorinnen des Buches „Macho Mamas – Warum Mutter im Job mehr wollen sollen“ kommen zu einer ernuchternden Erkenntnis: „Wir Frauen der Generation Golf studierten und arbeiteten, wir verdienten Geld und Titel, wir schliefen, wo und mit wem wir wollten, wir verhuteten und trieben ab. (. ) Dann wurden wir Mutter. Und mit einem Schlag glich unser Alltag demjenigen unserer Gro?mutter.“ Wahrend bei Frauen generell ein Umdenken stattfindet, was Mutterschaft betrifft, und man sich von der Vorstellung der Rund-um-die-Uhr-Mutter verabschiedet, und wahrend sich auch die Arbeitswelt ein Stuck weit von der Prasenzpflicht in Unternehmen entkoppelt, bleibt der Mann der Storfaktor der Modern Moms: „Der neue Vater ist das fehlende Stuck der Emanzipation.“ In Zukunft wird es nicht mehr in erster Linie darum gehen, die Rolle der filipinocupid Frau zu starken, sondern den Mannern die neue Rolle der Frauen nahezubringen und ihnen Strategien aufzuzeigen, wie sie mit der „Female Power“ umgehen konnen.